30. Juli 2019

Lebensnotwendig und wertvoll: Unser Trinkwasser

Über Hintergrund und Inhalte der Kampagne informiert Dipl.-Ing. Michael Bernemann, technischer Leiter der Wasserwerke Paderborn GmbH.

im Jahr 2018 hat es tatsächlich sehr wenig geregnet. Aber mal ganz provokant gefragt: Muss man nach einem heissen Rekordsommer in unseren breiten schon befürchten, demnächst auf dem Trockenen zu sitzen?

Michael Bernemann: Es geht nicht in erster Linie darum, dass der Sommer 2018 zu heiß und niederschlagsarm war. Denn für eine gesicherte Versorgung mit Trinkwasser sind verlässliche und ausreichende Niederschläge während der Vegetationsruhe in den Wintermonaten, in der Zeit von Oktober bis März, erforderlich. Und hier zeigt es sich, dass es seit dem Jahr 2008 im Paderborner Raum jedes Jahr ein Niederschlagsdefizit gegeben hat; lediglich das Jahr 2017 bildete eine Ausnahme. Konkret bedeutet das, dass pro Jahr weniger Niederschlag gefallen ist als im langjährigen Mittel. Summiert man die jährlichen Defizite auf, so ergibt dies inzwischen mehr als einen mittleren Jahresniederschlag von 1.300 mm.

Welche Folgen hat diese Entwicklung für das Grundwasser?

Michael Bernemann: Die Niederschläge, und zwar insbesondere die der Wintermonate, korrespondieren direkt mit der Grundwasserneubildung. Kommt es also zu Niederschlagsdefiziten, wie wir sie jetzt schon seit mehr als zehn Jahren erleben, wird auch weniger Grundwasser gebildet. Drei aufeinanderfolgende niederschlagsärmere Jahre stellen noch kein Problem dar, doch wenn der Regen länger ausbleibt, muss man sich Gedanken darum machen, wie die Trinkwasserversorgung weiter sichergestellt werden kann. So haben die Wasserwerke Paderborn in den vergangenen Jahren verschiedene Maßnahmen umgesetzt und beispielsweise einen alten Brunnen reaktiviert, eine Verbundleitung von einem Hochbehälter zu zwei Paderborner Stadtteilen verlegt, einen neuen Tiefbrunnen in Betrieb genommen und ein umfassendes Wasserverlustmonitoring eingeführt. Da die geringen Niederschlagsmengen für uns aber sehr wahrscheinlich ein Zukunftsthema bleiben werden, wird die Veränderung des Abnahmeverhaltens der Verbraucher an Bedeutung gewinnen. Und an diesem Punkt setzt unsere Trinkwasserkampagne „Unser Wasser – auch für die Zukunft!?“ an. Mit ihr wollen wir bei den Menschen in den Städten und Gemeinden des Kreises Paderborn ein stärkeres Bewusstsein für unser Lebensmittel Nummer 1 wecken und sie dafür sensibilisieren, verantwortungsvoller mit dem Trinkwasser umzugehen. Denn schon der schottische Philosoph Adam Smith, der im 18. Jahrhundert gelebt hat, stellte fest, wie gering die Wertschätzung des zum Überleben so notwendigen Wassers ist. Es kostet nur wenige Cent, während man horrende Summen für einen Diamanten bezahlt, der dagegen ja nur einen geringen elementaren Nutzen hat.

Wer beteiligt sich an der Trinkwasserkampagne und wie wird diese mit Inhalt gefüllt?

Michael Bernemann: Die Kampagne, die sich über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren erstrecken soll, wird von allen zehn Wasserversorgern im Kreis Paderborn getragen. In einem ersten Schritt machen wir im Spätsommer 2019 mit Großflächenplakaten in allen beteiligten Städten auf die Trinkwasserkampagne aufmerksam. Als durchgängiges Motiv zeigen sie einen eleganten Wasserhahn, aus dem klares Wasser in ein Glas sprudelt. Dazu gibt es verschiedenen Headlines wie etwa „Frisch gezapft in deiner Küche. Nutze es bewusst“ und „Direkt aus deiner Leitung. Wertschätze es“. Danach ist eine Vielzahl von Aktionen geplant, bei denen wir in direkten Dialog mit unseren Kunden, den Verbrauchern, treten. Angedacht sind etwa ein Lauf, bei dem man 125 Liter Wasser – das ist der aktuelle durchschnittliche Wasserbedarf pro Person und Tag in Deutschland – auf dem Kopf transportieren muss. Oder wir zeigen einmal im Internet, was es bedeutet, einen ganzen Tag ohne Wasser aus dem Wasserhahn zu verbringen. Um schon die jüngsten Verbraucher für den verantwortungsvollen Umgang mit dem Trinkwasser zu sensibilisieren, werden Kontakte zu Schulen geknüpft. Und wir werden viele Möglichkeiten nutzen, um ganz konkrete Anregungen und Tipps zu geben, wie man sparsamer mit dem Wasser umgehen kann. Wobei auch dem bestgemeinten Sparwillen Grenzen gesetzt sind: Denn die Leitungen müssen weiterhin ausreichend durchströmt werden, damit sich in dem überwiegend ungechlorten Wasser keine Keime bilden können. Allerdings kann ich die Verbraucher beruhigen. Bei einer mittleren Verweildauer des Wassers von etwa einem Tag besteht zurzeit kein Anlass zur Sorge.

Sie nannten bereits den durchschnittlichen Wasserbedarf von 125 Litern pro Person und Tag. Ist dieser Wert in den vergangenen Jahren gestiegen?

Michael Bernemann: Nein, ganz im Gegenteil! Seit 1990 ist der Wassergebrauch zurückgegangen. Das liegt aber weniger an dem Gebrauchsverhalten als am technischen Fortschritt. Denn Haushaltsgeräte wie Spül- und Waschmaschinen kommen mit deutlich weniger Wasser aus als noch vor 30 Jahren, und die meisten WC-Spülkästen haben inzwischen eine Spülstopptaste.

Wo wird denn das meiste Wasser gebraucht und wo lässt sich Wasser sparen?

Michael Bernemann: Mit 38 Litern fällt der höchste Wassergebrauch beim Baden bzw. Duschen an, gefolgt von der Toilettenspülung mit 34 Litern. In diesem Bereich zu sparen, ist wenig sinnvoll. Ich rate aber dazu, regelmäßig einen Blick auf den Wasserzähler zu werfen. Wenn er sich bewegt, obwohl gerade kein Wasser läuft, befindet sich in der Leitung eine undichte Stelle, die behoben werden sollte. Vor allem in heißen Sommern erweisen sich die Gartenbewässerung als problematisch. Hier besteht durch den Einsatz von wärmeresistenten Pflanzen sowie durch die richtigen Bewässerungszeiten und -arten ein Einsparpotenzial.



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